Der Hund im Waschsalon
Was stinkt denn hier so? Es ist der Hund.
Gestern haben wir nach dem Streicheln komisch klebrige und riechende Hände gehabt. Zu unserem Leidwesen mussten wir feststellen, dass Kutshe (mal wieder) nicht nur irgendwo seine Nase reingesteckt hatte, sondern Kopf und Brust und irgendwie auch noch seinen unteren Rücken. Sein Fell war auch ölig. Dass das von allein weggeht, war nicht zu erwarten, jedenfalls nicht in den nächsten Tagen.
Um Kutshe nicht ständig den Streichelwunsch abschlagen zu müssen, mussten wir also handeln. Ihn in einen Bach zu schicken, würde nichts bringen; mit Wasser würde das Klebrigölige nicht abgehen. Es blieb nichts anderes übrig, als Kutshe selbst zu säubern.
Aber wie? Kutshe ist Freund des Wassers in Bächen. Aber sobald ich den Gartenschlauch aufdrehe, ist er weg.
Für diesen besonderen Anlass haben wir uns entschlossen, ihn in den Hinterhof zu lassen. In dem begrenzten Raum hofften wir, dass wir ihn besser kontrollieren können. Er wollte ja immer in den Hinterhof; es sollte also für ihn eine Freude sein — doch als dann die Tür zu war, schien es ihm doch etwas unheimlig.
Mit viel Ruhe und ein paar Leckerlies konnten wir ihn jedoch ziemlich an einem Platz halten, um sich mal mit dem Wasser aus dem Gartenschlauch bekannt zu machen. Ein bisschen auf die Pfötchen, ein bisschen auf den Rücken, immer dabei streicheln. So konnte er uns mit Wasser an sich ran lassen.
Nächste Stufe: Seife. Wir haben Kutshe im Arm gehalten und mit der anderen Hand Seife vorne, unten, hinten verteilt. Auch das hat er hingenommen — aber als er sich dann ablecken wollte, mussten wir den nächsten Gang einlegen.
Wasser marsch! Erst Wasser mit den Händen aus einem Topf an den Hund. Das hat schön geschäumt — nur die Ruhe hat es bei Kutshe nicht gesteigert. Dann etwas Wasser aus dem Schlauch, um den Schaum abzuspülen. Nun war bei Kutshe eine Grenze erreicht. Wir mussten hinter ihm herrennen und ihn leider letztlich an die Kette nehmen. Ohne hätten wir ihn nicht zuende reinigen können. Mit viel Seife und Schaum im Fell wollten wir ihn nicht ziehen lassen.
Er hat dann auch stillgehalten. Wir konnten seinen Besuch im Waschsalon friedlich beenden. Ein Glück. Auch wenn es ihm sichtlich nicht immer behagte, ist Kutshe “freundlich” geblieben: kein wildes Zappeln, kein Bellen oder Jaulen.
Als er schließlich wieder von der Kette los war und die Innenhoftür offen, ist er allerdings davon gepest. So schnell haben wir ihn kaum je gesehen. Erstmal raus auf den Rasen. Abstand gewinnen. Als wir uns ihm genähert haben, um ihn zu streicheln, ist er wieder weggelaufen. Verzweifelt versuchte er, das Grundstück zu verlassen. Er hat sich sogar zum ungeliebten Nachbarn durchbuddeln wollen — statt ein ihm bekanntes Schlupfloch im Zaun zu benutzen.
Um es ihm einfacher zu machen, haben wir das Hoftor geöffnet. Da ist er gerannt! Erstmal zu einem Bach, dann die Wiese rauf und runter. Nach einer Weile auch wieder zurück zu uns.
Ich denke, er hat sich seine Anspannung und sein Adrenalin “abgearbeitet”. Wie klug! So konnte er am Ende wieder in Ruhe sein und sich nähern.
Wieviel friedlicher oder zumindest gesünder könnten wir Menschen wohl sein, wenn wir es auch so machen würden? Nach einem Adrenalineinschuss abreagieren. Rennen, schreien, zappeln, was auch immer. Aktiv herunterkommen. Danach wieder aufeinander zugehen.
Es war nicht ganz einfach mit dem Hundewaschsalon, aber es war auch kein Drama. Schön, dass Kutshe so gut mitgemacht hat. Jetzt ist er kein “Stinktier” mehr. Wir können wieder kuscheln.